Das Bild zeigt eine Auswahl an Niacin-reichen Lebensmitteln, darunter Sardellen, Schweinefleisch und Schweineleber, die auf einem Tisch arrangiert sind. In der Mitte des Bildes befindet sich eine Tafel mit der Aufschrift "Niacin". Diese Lebensmittel sind hervorragende Quellen für Niacin (Vitamin B3), das eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Schleimhäute spielt und im Stoffwechsel von Nährstoffen unerlässlich ist.

Niacin: Für Schleimhäute unentbehrlich

Was genau ist eigentlich Niacin?

Niacin, früher auch als Vitamin B3 bekannt, gehört zu der Gruppe der B-Vitamine. Es ist ein wasserlösliches Vitamin. Niacin wird dem Körper mit der Nahrung zugeführt, kann aber auch vom Körper aus dem lebensnotwendigen Eiweißbaustein Tryptophan selbst gebildet werden. So liefern eiweißhaltige Lebensmittel Tryptophan, das in der Leber zu Niacin umgewandelt wird. Aus ca. 60 mg Tryptophan wird etwa 1 mg Niacin erzeugt.

Welche Formen von Niacin gibt es?

Aus biochemischer Sicht ist Niacin ein Oberbegriff für verschiedene Verbindungen. Dazu gehören Nicotinsäure und Nicotinamid sowie die daraus abgeleiteten und biologisch aktiven Coenzyme Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) und Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (NADP). Im Körper sind Nicotinsäure und Nicotinamid ineinander umwandelbar.
Bei der Mengenangabe von Niacin auf Lebensmitteln wird häufig die Bezeichnung Niacin-Äquivalente (NÄ oder NE) in mg angegeben. Diese berechnet sich als Niacin (in mg) = Nicotinamid (in mg) + Nicotinsäure (in mg) + 1/60 Tryptophan (mg). Dies bedeutet: 1 mg Niacin-Äquivalente = 1 mg Niacin = 60 mg Tryptophan. In Deutschland und anderen EU-Ländern sind derzeit für den Einsatz in Nahrungsergänzungsmitteln folgende Niacin-Verbindungen zugelassen:

  • Nicotinsäure
  • Nicotinamid
  • Inosithexanicotinat (Inositolniacinat)
  • Nicotinamid-Ribosidchlorid

Wie erfolgen die Aufnahme und Verstoffwechselung von Niacin?

Da Niacin in der Nahrung vorwiegend in Form der Coenzyme NAD und NADP vorliegt, müssen Nicotinsäure und Nicotinamid im Darm zunächst freigesetzt werden. Dies geschieht durch spezifische Enzyme. Die anschließende Aufnahme von Nicotinsäure und Nicotinamid erfolgt durch einen Mechanismus, der durch einen Natrium-Ionen-abhängigen Transporter vermittelt wird. Bei höheren Zufuhrmengen nimmt der Dünndarm Niacin hauptsächlich durch einfache Diffusion auf.
Je nach Lebensmittel liegt die durchschnittliche Aufnahme von Niacin zwischen 23 % und 70 %. Sie ist bei Getreide am niedrigsten und bei tierischen Produkten am höchsten. In Getreide liegt Niacin meist in veresterter Form als Niacytin vor, das für die Absorption nicht verfügbar ist. Der größte Teil (etwa 75 %) dieser gebundenen Nicotinsäure ist nach dem Kochen biologisch nicht verfügbar und nur ein kleiner Teil (weniger als etwa 25 %) dieser gebundenen Formen kann durch die Magensäure aufgespalten werden.
Nach der Aufnahme im Darm gelangen Nicotinamid und Nicotinsäure zur Leber. Dort werden die biologisch aktiven Coenzyme NAD und NADP gebildet und ggf. gespeichert. Im Blut dominiert Nicotinamid, welches zu den Körperzellen transportiert wird. Dort wird es wiederum in NAD und ggf. NADP umgewandelt und steht für verschiedene Stoffwechselreaktionen bereit. Auch wenn in der Leber, den Nieren sowie der Skelett- und Herzmuskulatur relativ viel Niacin vorhanden ist, gibt es keinen Niacinspeicher im eigentlichen Sinne. Der Hauptausscheidungsweg für Niacin ist der Urin. Die Ausscheidung über den Stuhl scheint keine Rolle zu spielen.

Welche Nahrungsmittel sind reich an Niacin?

Dem menschlichen Körper kann Niacin aus der Nahrung aufnehmen. In fast allen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln kommt Niacin vor. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten hauptsächlich Nicotinsäure, wohingegen in tierischen Lebensmitteln Nicotinamid und die Coenzym-Formen NAD und NADP zu finden ist. Hohe Mengen stecken z.B. in Fisch, Innereien, Erdnüssen und Geflügel.

Niacin-Gehalt ausgewählter Lebensmittel:

Niacin-Gehalt in mg NÄ*/100g
Sardellen (gesalzen)20
Bäckerhefe17
Schweineleber (gegart)16
Erdnüsse14
Pute, Truthahn (gegart)11
Sardinen (in Öl)6,7
Schweinefleisch (Bug mit Schwarte)4,5
Champignons (gedünstet)4,5
Rindfleisch (dicke Rippe)4,3
Hammelfleisch (Lende)4,3
* Niacinäquivalente
Hinweis: Werte können schwanken. Quelle: Hahn et al. 2016

Für welche Funktionen wird Niacin benötigt?

Niacin ist ein bedeutender Bestandteil einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung und trägt somit zu einer gesunden Lebensweise bei, die für alle von uns wichtig ist. Die aktiven Formen des Niacins sind an vielen Vorgängen in unserem Körper beteiligt. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat folgende Wirkungen von Niacin beim Menschen geprüft und wissenschaftlich bestätigt:

In den entsprechenden Gutachten der EFSA (siehe Literaturverzeichnis unten: EFSA 2009/EFSA 2010) finden sich Erläuterungen und wissenschaftliche Nachweise wie z.B. Studien und andere Belege, die darlegen, warum die genannten Wirkungen wahr und wissenschaftlich erwiesen sind.

Niacin und ein normaler Energiestoffwechsel

Niacin unterstützt den Energiestoffwechsel, da es ein Cofaktor zweier wichtiger Coenzyme ist und zwar: Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) und Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (NADP). NAD und NADP aktivieren über 200 Dehydrogenasen, die für den Elektronentransport und andere Reaktionen in Körperzellen wichtig sind.

Niacin unterstützt ein intaktes Nervensystem und psychische Funktionen

Laut EFSA kommt es bei einem kombinierten Mangel an Niacin und Tryptophan zu Veränderungen im Nervensystem und bei psychischen Funktionen. Eine adäquate Zufuhr mit Niacin ist daher wichtig, um eine normale Funktion psychischer Vorgänge und des Nervensystems zu unterstützen.

Niacin und gesunde Haut und Schleimhäute

Fehlt dem Körper gleichzeitig Niacin und Tryptophan, kommt es laut der EFSA zu einem pigmentierten Ausschlag in Hautarealen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Ebenso treten Veränderungen im Verdauungstrakt auf. Zur Erhaltung normaler Haut und Schleimhäute leistet Niacin einen Beitrag.

Niacin kann zu weniger Müdigkeit beitragen

Ein kombinierter Mangel an Niacin und Tryptophan kann gemäß der EFSA zu Müdigkeit führen. Die ausreichende Aufnahme von Niacin trägt zu einer Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei.

Wieviel Niacin wird täglich gebraucht?

Für Niacin hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) abhängig vom Alter und dem Geschlecht Werte für eine angemessene Zufuhr festgelegt. Für Erwachsene liegen diese zwischen 14 und 16 mg pro Tag für Männer und zwischen 11 und 13 mg für Frauen. Schwangere und Stillende haben einen Mehrbedarf: Sie sollen täglich 14 mg bzw. 16 mg aufnehmen (DGE 2019).

Empfohlene Zufuhr für Niacin in mg Niacin-Äquivalente

Säuglinge

  • 0 bis unter 4 Monate: 2 mg
  • 4 bis unter 12 Monate: 5 mg

Kinder und Jugendliche

  • 1 bis unter 4 Jahre: 8 mg
  • 4 bis unter 7 Jahre: 9 mg
  • Mädchen im Alter von:
    7 bis unter 10 Jahren: 10 mg
    10 bis unter 13 Jahren: 11 mg
    13 bis unter 15 Jahren: 13 mg
    15 bis unter 19 Jahre: 13 mg
  • Jungen im Alter von:
    7 bis unter 10 Jahren: 11 mg
    10 bis unter 13 Jahren: 13 mg
    13 bis unter 15 Jahre: 15 mg
    15 bis unter 19 Jahre: 17 mg

Erwachsene

  • Frauen im Alter von:
    19 bis unter 25 Jahre: 13 mg
    25 bis unter 51 Jahre: 12 mg
    51 bis unter 65 Jahren: 11 mg
    65 Jahren und älter: 11 mg
  • Männer im Alter von:
    19 bis unter 25 Jahre: 16 mg
    25 bis unter 51 Jahre: 15 mg
    51 bis unter 65 Jahren: 15 mg
    65 Jahren und älter: 14 mg

Schwangere und Stillende

  • Schwangere:
    2. Trimester: 14 mg
    3. Trimester: 16 mg
  • Stillende: 16 mg

Wer hat einen erhöhten Bedarf an Niacin?

Verschiedene Personengruppen müssen besonders auf ihre Niacin-Versorgung achten. Dazu gehören Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen wie chronischem Durchfall, Alkoholiker (Alkohol vermindert die Aufnahme von Niacin im Darm) sowie Patienten, die bestimmte Medikamente einnehmen. Dazu zählen z.B. 5-Fluorouacil (5-FU), das zur Behandlung des Morbus Parkinson eingesetzte L-Dihydroxyphenylalanin und Isoniazid, das zur Tuberkulose-Therapie angewendet wird.

Ist eine Überdosierung von Niacin möglich?

Ein Zuviel an Niacin kann zu unerwünschten Wirkungen führen. Dabei muss zwischen Nicotinamid und Nicotinsäure unterschieden werden. Nicotinamid ist selten die Ursache für Schadeffekte, wohingegen Nicotinsäure bei der Zufuhr hoher Mengen zu Gefäßerweiterung führen kann, die typischerweise mit Hautrötungen, Hitzegefühl und Hautjucken einhergeht. Auch Magen-Darm-Beschwerden können auftreten. Die über eine übliche Ernährungsweise aufgenommenen Niacinmengen verursachen keine nachteiligen Gesundheitswirkungen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat altersabhängig sichere Obergrenzen für die tägliche Aufnahme (Upper Intake Level, UL) von Niacin festgelegt. Für Schwangere und Stillende konnte in Ermangelung an aussagekräftigen Studiendaten keine Höchstgrenze abgeleitet.

Tolerierbare Gesamtzufuhr für Niacin:

Alter (in Jahren)Nicotinamid Obergrenze (mg/Tag)Nicotinsäure Obergrenze (mg/Tag)
1-31502
4-62203
7-103504
11-145006
15-177008
Erwachsene90010
Quelle: EFSA 2018
Literaturquellen:

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE): 2. Auflage, Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Bonn 2016, zuletzt überarbeitet 2019.

DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.): Ausgewählte Fragen und Antworten zu Niacin, Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e (dge.de), 2015.

European Food Safety Authority, Scientific Committee on Food, Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies, Tolerable Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals, 2006, http://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/efsa_rep/blobserver_assets/ndatolerableuil.pdf.

EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA); Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to niacin and energy-yielding metabolism (ID 43, 49, 54), function of the nervous system (ID 44, 53), maintenance of the skin and mucous membranes (ID 45, 48, 50, 52), maintenance of normal LDL-cholesterol, HDL-cholesterol and triglyceride concentrations (ID 46), maintenance of bone (ID 50), maintenance of teeth (ID 50), maintenance of hair (ID 50, 2875) and maintenance of nails (ID 50, 2875) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006 on request from European Commission. EFSA Journal 2009; 7(9):1224. [22 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2009.1224.

EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA); Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to niacin and reduction of tiredness and fatigue (ID 47), contribution to normal energy-yielding metabolism (ID 51), contribution to normal psychological functions (ID 55), maintenance of normal blood flow (ID 211), and maintenance of normal skin and mucous membranes (ID 4700) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006. EFSA Journal 2010;8(10):1757 [17 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2010.1757.

EFSA NDA Panel (EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies), 2014. Scientific Opinion on Dietary Reference Values for niacin. EFSA Journal 2014;12(7):3759, 42 pp. doi:10.2903/j.efsa.2014.3759.

EFSA, Overview on Tolerable Upper Intake Levels as derived by the Scientific Committee on Food (SCF) and the EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA), https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/2024-05/ul-summary-report.pdf, Version 4, 2018.

Expert Group on Vitamins and Minerals (EVM), 2002. Review of Niacin. Revised Version.

Hahn A, Ströhle A, Wolters M.: Ernährung, Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016.

Institute of Medicine (IoM), 2000. Dietary Reference Intakes for thiamin, riboflavin, niacin, vitamin B6, folate, vitamin B12, pantothenic acid, biotin and choline. Washington DC. National Academies Press. Jacob RA, 2006. Niacin. In: Present Knowledge in Nutrition. Bowman BA and Russell RM (eds.). International Life Sciences Institute (ILSI), Washington, DC, 260-268.

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Max-Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Hrsg.); Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2; Karlsruhe, 2008.

Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel.

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