Die Diagnose von Histaminintoleranz ist keine einfache Aufgabe und erfordert eine gründliche Untersuchung. Dafür braucht es geeignete und kompetente Ärzte. Am vertrautesten mit dem Krankheitsbild der Histaminintoleranz sind in der Regel Internisten, Allergologen oder Hautärzte. Auch der Hausarzt kann ein erster Anlaufpunkt sein. Bisher gibt es leider keine einzelne definitive Methode, um eine Unverträglichkeit auf Histamin festzustellen oder auszuschließen. Hier sind einige Schritte, die bei der Diagnose unternommen werden:
- Anamnese im Arzt-Patient-Gespräch: Zu Beginn teilt der Betroffene/die Betroffene seine/ihre Krankengeschichte dem Arzt mit. Dieses Gespräch hilft dabei, die Symptome, den Verlauf der Beschwerden und eventuelle Vorerkrankungen zu ermitteln. Von ärztlicher Seite werden häufig folgende Fragen gestellt:
- Leiden Sie unter Allergien oder anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
- Haben Sie festgestellt, ob bestimmte Nahrungsmittel mit Ihren Symptomen in Verbindung stehen?
- Verbessern sich Ihre Beschwerden, wenn Sie bestimmte Nahrungsmittel vermeiden?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihren Symptomen und Ihrem Menstruationszyklus (bei Frauen)?

- Ausschluss anderer Ursachen: Viele der Symptome, die bei einer Histaminintoleranz auftreten, können auch durch andere Erkrankungen verursacht werden. Daher ist es wichtig, andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Dazu gehören Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Zöliakie, Reizdarm-Syndrom, Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption oder Magengeschwüre. Dies erfordert möglicherweise zusätzliche Untersuchungen.
- Histaminintoleranz-Test mittels Ernährungsumstellung: Ein häufig verwendeter diagnostischer Ansatz ist die dreistufige Ernährungsumstellung, bestehend aus einer Karenzphase, einer Testphase und einer Dauerphase. In der Karenzphase versucht der Patient, histaminreiche Lebensmittel für etwa zehn bis 14 Tage zu vermeiden. In der Testphase (bis zu 6 Wochen) werden nach und nach „verdächtige“ Lebensmittel in die Ernährung eingeführt, und der Patient führt ein Ernährungstagebuch, um mögliche Zusammenhänge des Verzehrs von bestimmten Nahrungsmitteln mit seinen Symptomen zu dokumentieren. Aus den Ergebnissen dieser Testphase leitet der Arzt individuelle Ernährungsempfehlungen zur dauerhaften Ernährung ab.
- Histamin-50-Pricktest: Dies ist ein Test, der auch bei Allergien verwendet wird. Der Arzt trägt gelöste Histaminlösungen auf die Haut des Patienten auf und beobachtet, ob es zu Hautreaktionen wie Quaddeln kommt. Diese Tests können Hinweise auf einen gestörten Histaminabbau in der Haut liefern. Jedoch sagen die Ergebnisse nichts darüber aus, ob auch über die Nahrung aufgenommenes Histamin verlangsamt abgebaut wird.

- Weitere Tests: Es gibt auch Bluttests, um die Aktivität des Enzyms Diaminooxidase (DAO) oder den Histaminspiegel im Blutplasma zu messen. Diese Tests sind jedoch umstritten und nicht immer zuverlässig. Laut der „Histaminintoleranz-Leitlinie“ der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und anderen Fachgesellschaften hat die Bestimmung der Diaminoxidase-Aktivität im Serum keine diagnostische Aussagekraft. Zudem ist bisher nicht wissenschaftlich bewiesen, dass ein Mangel an DAO die Ursache für den gestörten Abbau von Histamin ist.
- Oraler Provokationstest: In einigen Fällen kann ein provokativer Test unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Dabei wird dem Patienten in regelmäßigen Abständen steigende Mengen Histamin verabreicht, um festzustellen, ab welcher Dosis Symptome auftreten – z.B. in aufsteigender Dosierung in 2-Stunden-Abständen 0,5 mg/kg Körpergewicht (KG), 0,75 mg/kg KG bis 1,0 mg/kg KG mit Histamindihydrochlorid. Insgesamt stellt ein oraler Provokationstest bisher die zuverlässigste Methode zur eindeutigen Diagnose bzw. Ausschluss der Histaminunverträglichkeit dar.
- Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen kann eine Untersuchung der Histaminproduktion im Stuhl oder eine Untersuchung der mikrobiellen Histaminproduktion notwendig sein.
Die Diagnose einer Histaminintoleranz ist komplex. Ein gründliches Arzt-Patient-Gespräch, die Erhebung der Krankengeschichte, die schrittweise Ernährungsumstellung und/oder ein oraler Provokationstest sind oft die besten Ansätze zur Diagnose. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass die individuelle Verträglichkeit von Histamin von Person zu Person sehr unterschiedlich sein kann.
Literaturquellen:
Reese et al.: Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin, Allergologie, Jahrgang 44, Nr. 10/2021, S. 761-772